Venerdì, 03 Giugno 2022 - 19:37 Comunicato 1640

Der Aufruf des Friedensnobelpreisträgers: „Junge Menschen, ihr könnt Veränderung bewirken“. Ministerin Erika Stefani: „Für Menschen mit Behinderung bedeutet Arbeit Inklusion“
YUNUS: „Gemeinsam können wir den Planeten retten. Nichts ist unmöglich“

WIRTSCHAFTSFESTIVAL TRIENT – „Open your heart“: das Lächeln und die ideelle Umarmung des Friedensnobelpreisträgers 2006 mit dem Publikum im voll besetzten Teatro Sociale eröffnen die Veranstaltung zum Thema „Sozialunternehmen für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung“ im Rahmen des Wirtschaftsfestivals Trient. Muhammad Yunus erzählt von seiner Erfahrung als Begründer der Mikrokredite, die vielen Menschen eine persönliche Entwicklung ermöglichten. „Ich bin kein Bankier, ich wurde zum Bankier. Ich war nur ein junger Lehrer in einem Dorf in Bangladesh. Ständig machte ich mir Gedanken darüber, wie man den Armen im Kleinen helfen und sie vor Wucherern schützen könnte. Dann beschloss ich selbst ihnen das erforderliche Geld für ihre Vorhaben zu einem ehrlichen Zinssatz zur Verfügung zu stellen, damit sie ein Unternehmen gründen, ihre Waren verkaufen oder ihre Ernte einfahren können. So funktionieren Mikrokredite: Es werden kleine Geldsummen an Menschen geliehen, die eigentlich nur Unterstützung und Vertrauen benötigen.“
Festival Economia 2022: al Teatro Sociale “L’impresa sociale per uno sviluppo economico sostenibile” (Muhammad Yunus premio Nobel per la pace 2006)

Der Gründer der Grameen Bank streift in seinen Antworten auf die eindringlichen Fragen der Journalistin des Sole 24 Ore, Alessia Maccaferri, viele wichtige Themen über die Zukunft der Menschheit und des Planeten, die auch vom Erzbischof von Trient, Lauro Tisi und den Mitgliedern der Trentiner Landesregierung, Stafania Segnana und Mario Tonina, aufmerksam verfolgt wurden. „Reichtum und Armut stehen im engen Zusammenhang mit der allgemeinen Gesundheit“, aus diesem Grund setzt er sich für zwei Anliegen besonders ein: die Samenbank für die Landwirtschaft, damit Familien Gemüse und gesunde Nahrungsmittel für ihre Kinder anbauen können, und Impfstoffe, die als globales öffentliches Gut allen zur Verfügung stehen. Anschließend spricht er die dringende Klimafrage an: „Unser Planet brennt. Wir müssen unverzüglich die globale Erwärmung aufhalten“, sagt er unter lautem Beifall. Sein Vorschlag lautet: null fossile Brennstoffe, null Konzentration von Reichtum, null Arbeitslosigkeit, d. h. drei Nullen für das Wachstum. An die vielen jungen Menschen im Publikum gerichtet appelliert er: „Ihr seid nicht Besucher auf diesem Planeten, ihr könnt ihn steuern und einen Absturz verhinder. Ihr könnt aktiv werden und etwas verändern. Nichts ist unmöglich.“

Die Veranstaltung zum Thema „Sozialunternehmen für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung“ ging mit der Teilnahme der Ministerin für Menschen mit Behinderung, Erika Stefani, weiter, die sich mit der Thematik der Gefährdung der Schwächeren befasste: „Eine Herausforderung, die wir gemeinsam meistern können. Wir müssen die berufliche Eingliederung von Menschen mit Behinderungen gewährleisten, entsprechend den Zielen des Behindertengleichstellungsgesetzes, das Menschen und ihr Lebensprojekt in den Mittelpunkt stellt. Arbeit bedeutet Integration und Wachstum. Gewinnorientiertes und gemeinnütziges Handeln“, so die Ministerin weiter, „müssen Hand in Hand gehen. Menschen mit Behinderungen sind qualifizierte Ressourcen für Unternehmen und können einen wesentlichen Beitrag zur kollektiven Entwicklung leisten. Für dieses Umdenken ist der Dritte Sektor eine wichtige Stütze, ein Weg, der auch durch die Projekte des Wiederaufbauplans verfolgt werden soll.“

Am dritten Teil der Veranstaltung beteiligen sich Mauro Gambetti, Generalvikar von Papst Franziskus, und Elena Beccalli, Professorin für Wirtschaft der Finanzintermediäre an der Katholischen Universität in Mailand. „Die Vereinbarkeit zwischen Mensch und Profit ist eine immer offene Frage. Leider bestehen heutzutage offensichtliche Formen der Sklaverei, und die jungen Menschen spüren das deutlich. Wir müssen zur Logik des Geschenks zurückkehren: Wenn wir anderen etwas geben, so ist das für uns selbst eine Bereicherung“, erklärte Gambetti. „Die ethischen Grenzen der zweckorientierten Wirtschaftsmodelle sind nach der Finanzkrise 2007-2008 deutlich geworden und haben ein Umdenken bewirkt. Das Vertauschen von Mittel und Zwecken war ein Fehler, der nicht mehr begangen werden soll. Die Finanzwirtschaft muss auf kollektives Wachstum ausgerichtet sein. Und die wahre Qualität der Wirtschaftsbeziehungen hängt von immateriellen Werten ab: allen voran das Vertrauen, das die Grundlage aller Wirtschaftssysteme bildet“, schloss hingegen Beccalli.

(us)


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