Sabato, 04 Giugno 2016 - 10:09 Comunicato 1174

Wirtschaftswachstum und Korruption

Wo sich wirtschaftliches Wachstum ereignet, kommt in Italien – so sagt es der Volksmund – auch die Bestechung ins Spiel. In der Tat ist Korruption eines der großen Übel im öffentlichen wie im privaten Leben des Staates, ausgehend von den großen, tief verwurzelten Verbrecherorganisationen im italienischen Süden: Mafia (Sizilien), Camorra (Kampanien), n’drangheta (Kalabrien) bis hin zu einer von diesem Übel befallenen öffentlichen Verwaltung, von der staatlichen bis zur lokalen Administration, ursprünglich vor allem im Süden, aber in der Folge sich auch nach Norden ausbreitend. Folglich ist dieses Phänomen ein ständiger Begleiter in der vielseitigen Welt der Wirtschaft. Insofern fügt sich dieses Thema auch in die programmatische Vielfalt des Wirtschaftsfestivals von Trient ein, und es ist den Veranstaltern gelungen, den Präsidenten der staatlichen Antikorruptionsbehörde (Anac), Raffaele Cantone, als Dialogpartner über die Korruption nach Trient zu bringen und über „Die Geographie der Korruption“ zu referieren.

Cantone ist in Italien bereits zu einer Kultfigur geworden. Er verfügt über eine mit rund 300 Experten ausgestatteten Orgainisation, welche sich laut Gesetz überall dort einmischen und handeln kann, wo der Verdacht der Korruption besteht. Cantone begann als Staatsanwalt im Kampf gegen die napoletanische Camorra, bevor er vom Regierungschef Renzi 2014 mit der Führung der staatlichen Kampagne gegen die Bestechung betraut wurde. Er steht unter ständigem Schutz, und es ist ihm in seiner Kurzen Amtszeit bereits gelungen, einige der großen Bestechungsskandale in Norditalien (Venedig, Mailand-Expo) aufzurollen.
„Die Mafia hat eine strukturelle Beziehung zur Politik und zu den Lokalkörperschaften“, erklärte Cantone, „folglich wird die Korruption von der Mafia systematisch genutzt. Früher beschränkte sich das Phänomen mehr auf den Süden, in der Zwischenzeit hat es sich im Norden ausgebreitet.“ In der Tat ist die Mafia „mit der wirtschaftlichen Entwicklung im Norden mitgegangen und hat dort das Zentrum der eigenen Wirtschaftsinteressen eingerichtet. „Das Verbrechertum ist zu einer wirtschaftlichen Tätigkeit geworden, es besitzt die Fähigkeit, sich ständig auf den letzten Stand zu bringen und mit immer komplizierteren Mechanismen zu arbeiten.“ Korruption sei ein italienisches Übel mit europäischer Dimension geworden, „denn wir sind Mitbegründer der europäischen Union und daher haben wir auch diese Begleiterscheinung in die Union mitgebracht. Die Korruption“, so Cantone, „ist eine der Ursachen der italienischen Unterentwicklung“. Aber Italien strenge sich auch sehr an, um den Kampf gegen die Korruption voran zu bringen, und diese Bemühungen würden laukt Cantone im Ausland höher einschätzt als in Italien selbst.
Die öffentliche Verwaltung könne von der Gefahr der Bestechlichkeit auch dadurch etwas geschützt werden, indem die Spitzen der Bürokratie ständig ausgewechselt werden, so dass sich keine dauerhaften Beziehungen zwischen Bürokratie und Wirtschaft installieren können. Was besonders im Kampf gegen die Korruption helfe, sei absolute Transparenz bei öffentlichen Ausschreibungen, Projekten, Abkommen und Planungen generell. Denn die Bestechung müsse mit solchen Maßnahmen verhindert werden. Die Gerichtsbarkeit solle und könne erst dann eingreifen, wenn die vorbeugenden Maßnahmen, für welche die Anac auch verantwortlich ist, nicht mehr ausreichen.

(fm)


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