
„Mein schönes Land kann ˗ genauso wie Italien ˗ auf eine beachtliche Geschichte zurückschauen. Es wurde von zwei Königinnen regiert, es war eine blühende Zeit. Es freut mich, dass ich heute von einer Frau interviewt werde“. Mit diesen Worten begann die Friedensnobelpreisträgerin, ihre Geschichte zu erzählen. Schon 2005 gründete die damals nur 26-jährige Tawakkul die Vereinigung „Journalistinnen ohne Ketten“, die sich für die Frauenrechte und die Pressefreiheit im Jemen einsetzte. Im Jahr 2011 nahm sie aktiv an den Protesten des arabischen Frühlings teil. „Das war kein Misserfolg, sieben Diktatoren wurden abgesetzt. Die Hoffnung ist in den arabischen Ländern immer noch lebendig, die Menschen engagieren sich mit Selbstaufopferung im Kampf gegen die schlimmsten Diktaturen der Welt.“
Ein Leben im Zeichen von Mut und Entschlossenheit, Engagement und Furchtlosigkeit, trotz der Drohungen und Verhaftungen, trotz der Trennung von der Familie und vor allem von ihren vier Kindern.
Karman sprach von Gewaltlosigkeit und friedlichen Massendemonstrationen, kritisierte jedoch auch die Außenpolitik vieler westlicher Länder, welche die undemokratischen Regierungen von Saudi-Arabien, Iran und der Arabischen Emirate unterstützen. „Wir brauchen nicht eure Hilfe, jedoch sollt ihr sie nicht unterstützen. Ihr sollt ihnen keine Waffen verkaufen. Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie sollen unterstützt werden. Bündnisse dürfen nur mit demokratischen Ländern eingegangen werden“, so lautete ihr Appell.
Trotz all dieser Erfahrungen kam für sie der Friedensnobelpreis im Jahr 2011 unerwartet. „Ich hatte nicht einmal davon geträumt. Schon als Kind wollte ich mit der ganzen Welt kommunizieren, aber als ich begann, mit zu engagieren, dachte ich nicht an Auszeichnungen. Der Preis wurde an einem Freitag verliehen – erinnert sich Karman -, es war eine schwierige Zeit, weil die Regierung auf die Demonstranten schießen ließ und die Aktivisten darüber diskutierten, wie die friedlichen Protestaktionen fortgesetzt werden konnten. Plötzlich sah ich, wie die Leute um mein Zelt tanzten, sangen und ausriefen: Wir haben den Nobelpreis gewonnen, gemeinsam!“
Diese Auszeichnung stellt für Jemen einen historischen Meilenstein und zugleich einen Ansporn dar, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.
Die Geschichte von Tawakkul Karman ist eine lange, mutige Reise auf dem Weg zur Freiheit. „Der Kampf gegen die Diktaturen fordert einen hohen Preis, aber wir werden ohne Furcht unser Schicksal in die Hand nehmen. Das jemenitische Volk wird zur Demokratie gelangen“, erklärte Karman, indem sie ihre Hoffnung und ihr Engagement für die Zukunft bestätigte.