Venerdì, 04 Giugno 2021 - 22:32 Comunicato 1408

Die Rückkehr des Staates: Eröffnung des Wirtschaftsfestivals in Trient 2021

Heute Nachmittag begann mit einer öffentlichen Veranstaltung im Teatro Sociale in Trient das diesjährige Wirtschaftsfestival von Trient. Ein Festival im Zeichen des Neustarts, bei dem die wichtigsten Problematiken für die Zeit nach der Pandemie besprochen werden: Von den Aussichten für die zukünftigen Generationen zur Neuausrichtung in Sachen Steuern. Das übergeordnete Thema jedoch findet sich im Titel des 16. Festivals wieder: Die Rückkehr des Staates, bedingt durch die Notwendigkeit, den Covid auf der Ebene des Gesundheitswesens zu bekämpfen, aber auch diejenigen zu unterstützen, die von der Pandemie in wirtschaftlicher Hinsicht besonders stark betroffen sind.
Auf der Bühne des Teatro Sociale Franco Ianeselli, der Bürgermeister von Trient, Maurizio Fugatti, der Präsident der autonomen Provinz Trient, Flavio Deflorian, der Rektor der Universität Trient, Innocenzo Cipolletta, der Präsident von Assonime (Verband der italienischen Aktiengesellschaften) und AIFI (Private Equity) sowie ehemaliger Präsident der Universität Trient, Gregorio De Felice, Chief Economist bei Intesa Sanpaolo, der Verleger Giuseppe Laterza, Tito Boeri, der wissenschaftliche Leiter des Festivals, sowie, als Moderatorin, die Journalistin Maria Concetta Mattei.

“Trient ist wieder der Raum des Festivals – so Ianeselli zu Beginn – was alles andere als selbstverständlich war. Zu sehen, wie die Stadt neu beginnt, wieder lebendig wird, die Freude der Wirtschaftsakteure zu spüren, ist sehr bewegend. Was die Rückkehr des Staates anbelangt, so denken wir nur daran, dass heute, dank des nationalen Aufbauplanes, große öffentliche Arbeiten geplant sind, wie die Umgehungsstraße von Trient, Werke, zu deren Umsetzung die private Wirtschaft einen wesentlichen Beitrag leisten wird. Zwischen dem Staat und dem Markt - so der Trienter Bürgermeister weiter - gibt es jedoch noch einen dritten Akteur, dessen Wiege das Trentino ist und den wir nie vergessen dürfen: das Genossenschaftswesen.“

Eine weitere Säule des „Systems Trentino“ ist die Universität. Rektor Deflorian betont den Willen der Hochschule, weiterhin einen Beitrag zum Festival zu leisten, einer Veranstaltung, die seit jeher die Präsenz hochkarätiger Fachleute mit allgemeinverständlicher Kommunikation verbindet. „Die Pandemie - erklärt er - ging natürlich auch an der Universität nicht spurlos vorüber. Studenten und Dozenten haben jedoch mit großer Besonnenheit reagiert. Wir gehen davon aus, dass wir innerhalb des kommenden Jahres unsere Vorlesungen wieder zu 100 Prozent in Präsenz abhalten können, sofern es mit den notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit vereinbar ist“.

Die autonome Provinz Trient – so die Beobachtung von Mattei – sah sich in dieser Phase mit einem ziemlich „aufdringlichen“ Staat konfrontiert. „Umso mehr bedarf es heute großer Konkretheit - so der Kommentar von Fugatti - wie sie zum Beispiel die Europaregion vor ein paar Tagen gezeigt hat, bei ihrer letzten Sitzung, bei der die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsländern Trentino, Südtirol und Tirol weiter verstärkt wurde. Es braucht jedoch auch Mut: Ein Festival in Präsenz zu organisieren, wenn auch mit Einschränkungen, mit verringerten Besucherzahlen und einzuhaltenden Regeln, ist eine mutige Entscheidung. Diese tut dem Land gut und fördert gleichzeitig die Zusammenarbeit mit anderen. Als autonome Provinz müssen wir weiterhin gegenüber zentralistischen Versuchungen wachsam sein und verlangen, dass die Regionen in die Entscheidungen einbezogen werden, auch wenn wir dabei realistisch anerkennen müssen, dass heute nicht alle dieselben Ausgabekapazitäten haben“.

„Der Staat hat eingegriffen, um diejenigen wirtschaftlich zu unterstützen, die von den Auswirkungen der Pandemie betroffen waren - so Cipolletta. Es entstand daraus die Befürchtung, es könne zu einer progressiven „Invasion“ der staatlichen Behörden in all jenen Bereichen kommen, die in den letzten Jahren von der privaten Wirtschaft gelenkt wurden. Wir kehren hingegen zu einem neuen Universalismus zurück: Wir stellten fest, dass das Gesundheitswesen wichtig für alle ist, dass das Instrument der Kurzarbeit wichtig für alle ist, dass der Staat mehr tun muss, wenn auch immer ergänzend zum Markt, zum Schutz der Bürger“. Im Hinblick auf die Verringerung der Ungleichheiten, betrachtet Cipolletta diese allgemein nicht als direkte Folge der Besteuerung (eines der heißen Themen auf der Tagesordnung), sondern vielmehr als das Ergebnis guter öffentlicher Dienstleistungen in Bereichen wie Wohnen, Bildung, Gesundheitswesen.

De Felice erinnert daran, dass weltweit 16.000 Milliarden Dollar zur Bekämpfung der Corona-bedingten Notlage bereitgestellt wurden. Die Rolle des Staates bei der Verwendung dieser Mittel bleibt weiterhin entscheidend. In Europa „brachte die Pandemie eine Wende, mit dem Programm NextGenerationEU. Europa sagt, wir müssen einen ökologischen und einen digitalen Wandel anstreben. Hätte der Markt allein diese Richtung eingeschlagen? Wahrscheinlich nicht. Italien trägt jetzt eine große Verantwortung: Das Land muss beweisen, dass es die Reformen bewerkstelligen und die von Europa bereitgestellten Mittel optimal einsetzen kann“.

Bevor sie Laterza das Wort erteilt, erinnert Mattei an die Lobesworte, die Staatpräsident Sergio Mattarella unlängst für das 120 jährige Verlagsjubiläum fand. „Italien hat in dieser Phase das Bedürfnis nach Vertiefung, nach Lektüre gezeigt - so Laterza. Dieses Bedürfnis haben wir auch hier in Trient verspürt, begonnen bei den ersten Anfängen des Festivals. Jetzt müssen wir in die Zukunft schauen. Die Entscheidungen, die wir treffen, werden sich auf die Zukunft unserer Kinder auswirken. Darüber werden wir in den kommenden Tagen diskutieren. In der Überzeugung, um Amartya Sen zu zitieren, dass sich eine gute Demokratie an erster Stelle auf die Qualität der öffentlichen Debatte gründet“.

 Der Verdienst für die Qualität der Debatte, die sich innerhalb des Festivals entwickelt, ist natürlich an erster Stelle seinem wissenschaftlichen Leiter anzuerkennen. „Das Festival - bemerkt Boeri - ist ein kollektives Event, zu dem alle beitragen, die Nobelpreisträger, aber genauso auch das Publikum. Das Festival will gleichzeitig dem Publikum vermitteln, was es heißt, Wirtschaftswissenschaftler zu sein. Nach der Finanzkrise von 2008, wie Sie sich sicher erinnern, haben wir Wirtschaftswissenschaftler öffentliche Selbstkritik geübt. Heute jedoch wollen wir einen aktiven Beitrag zum Wiederaufschwung leisten. Indem wir mit den Personen in Verbindung bleiben“.

Zum Abschluss erinnert Tito Boeri an den Botschafter Attanasio, der unlängst in der Demokratischen Republik Kongo ermordet wurde, ein Diplomat aber auch ein studierter Wirtschaftler (ein weiteres Zeichen dafür, dass die Wirtschaft alles andere als eine „sterile“ Disziplin ist). Er betont, dass es bei diesem Festival keinen Gegensatz zwischen dem öffentlichen und dem privaten Bereich geben wird, die zusammenarbeiten und sich verbünden müssen. Wie es auch bei der Erzeugung der Impfstoffe der Fall war, dank derer wir die Untiefen der Pandemie überwinden.

(fm)


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