
In Italien fehle ein Zukunftsministerium, wie es etwa in Schweden bestehe, um sich mit zukünftigen Entwicklungen zu befassen. Italien, so Sabbadini, fehle noch viel mehr. Es fehle Produktivität, Aufwertung des Humankapitals, Investitionen in die Zukunft, Innovation, Bildungsinfrastruktur, kurzum vieles, was für wirtschaftliches Wachstum nach modernen Prinzipien erforderlich sei, und es werde für das Land ein böses Erwachen geben, wenn es ihm einmal zum Bewusstsein komme, wie weit es hinterher hinke.
Ähnlich beurteilte auch Arbeitsminister Poletti die Situation. In Italien verteidige man Erreichtes, um es zu bewahren. Das sei falsch. Italien müsse an die Stelle des Wortes „verteidigen“ das Wort §Wechseln“ setzen. Denn wenn man nur das verteidige, was man habe, werde man die Zukunft vollends verpassen. Die moderne Gesellschaft befindet sich laut Poletti im „permanenten Übergang“. Sie müsse sein wie ein Radfahrer in Bewegung. Bleibt das Rad stehen, fällt es um, bewegt es sich, dann ist es aufrecht und kommt weiter. Italien sei heute mehr ein „stehendes Rad“.
Italien müsse wieder mehr investieren: in die Innovation, in die Schule, in das Humankapital. Es genüge nicht, die Arbeit zu verteidigen, man müsse die Arbeit nach modernen Erfordernissen „wechseln“, in Kauf nehmen, dass durch die Technologie viel Arbeit von der Maschine übernommen werde.
Anfänglich, so der Minister, übernahm die Maschine die produzierende Arbeit, und die dadurch arbeitslos gewordenen Menschen konnten sich retten, indem sie in die Bereiche der „Dienstleistung“ umstiegen bzw. sich weiterbildeten. Inzwischen werde auch die Dienstleitung immer mehr robotisiert und digitalisiert, und wohin dann mit den Arbeitslosen? Auf diese Frage suchte der Journalist Riccardo Stagliano eine Antwort. Er bereiste die ganze Welt, vor allem die USA, um festzustellen, wohin dort die Beschäftigung führen könnte. Das Ergebnis ist gleich verblüffend wie beunruhigend: Viele der heutigen Berufe werden innerhalb weniger Jahre verschwinden. Die Arbeit wird weiter abnehmen, weshalb es entweder noch mehr Arbeitslose geben werde oder alle Arbeitsfähigen weniger arbeiten. Aber was werden sie dann mit ihrer zunehmenden Freizeit tun? Diese Entwicklung bringe eine Reihe von Problemen mit sich, mit deren Lösung man sich in Italien noch kaum befasse. Es wäre aber an der Zeit, dies zu tun, war die gemeinsame Schlussfolgerung.