
Laut TG2-Direktor Gennaro Sangiuliano, der das Gespräch über „Globalization and Chinese Economy”; moderierte, stellt die Beziehung zwischen China und den westlichen Ländern „die Mutter aller Schlächte“ dar. Professor Yiping ging auf die Veränderungen ein, welche die Pandemie – nach einem rasanten Wachstum der chinesischen Wirtschaft – in den internationalen Beziehungen herbeigeführt hat. „China ist ein großes Land und wird diese Phase durch neue, auf die Inlandsnachfrage fokussierte Wirtschaftsstrategien bewältigen. Im Rahmen der Globalisierung sind neben den wirtschaftlichen Faktoren auch die geopolitischen Aspekte in Zusammenhang mit der derzeitigen Situation in der Ukraine zu berücksichtigen“. Laut Professor Tria müssen sich die wichtigsten Volkswirtschaften (Vereinigte Staaten, China und Russland) miteinander koordinieren, sowohl in Bezug auf die Währungspolitik als auch was den Wiederaufbau anbelangt. „Die chinesische Wirtschaft ist im Zuge der Globalisierung gewachsen. Durch ihre Stärke wird die Rolle Asiens in der Weltwirtschaft immer mehr zunehmen und das Gleichgewicht zwischen Westen und Osten umkehren“.
In dieser weltweit schwierigen Situation wurden Chinas Wachstumsraten von 5,1 % auf 4,4 % herabgesetzt, erinnerte Sangiuliano. „Die Pandemie hat alle Pläne durcheinandergebracht und ich fürchte, das Schlimmste wird noch kommen. Allerdings bin ich überzeugt, dass die chinesische Regierung die geeignetesten Maßnahmen ergreifen wird, um diese Situation zu überwinden. Eine Erholung der Wirtschaft ist für die zweite Jahreshälfte vorgesehen“, erklärte Professor Huang Yiping, der aber auch eine Immobilienblase befürchtet. Ob sich diese weltweit verbreiten wird? Der ehemalige Wirtschaftsminister Tria teilt diese Befürchtung nicht: „In den letzten drei Jahren hat China neue Regeln zur Öffnung des Marktes für die chinesische Investitionen im Banken- und Finanzsektor und zugleich Reformen zur Regulierung der Finanzmärkte genehmigt. Ich glaube, dass sich jetzt China, nach einem rasanten Wachstum, konsolidieren wird“. Professor Tria unterstrich die Notwendigkeit neuer Regeln für den internationalen Handel und die Finanzmärkte in Bezug auf die Erhöhung der Rohstoffkosten („der nicht durch eine restriktive Geldpolitik entgegengewirkt werden kann“) und auf die „Ungleichgewichten im Handel wegen des chinesischen Exportüberschusses“.
Es wurde auch das von vielen Ländern – darunter auch Italien – unterzeichnete Abkommen unter dem Namen „Neue Seidenstraße” angesprochen. Ob es sich dabei um aggressive Handelspolitik und geopolitische Einflussnahme handle? Laut dem Pekinger Universitätsprofessor beabsichtige China mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten, um das Wirtschaftswachstum zu festigen. Zu diesem Zweck wolle sie neue Möglichkeiten nicht nur in Europa, sondern auch in Afrika und Lateinamerika erkunden, indem sie die bereits gesammelten erfolgreichen Erfahrungen im Bereich Infrastrukturen nutzt. „Bei uns sagt man: Wenn du reich werden willst, musst du zuerst eine Straße bauen. Kommunikationswege sind eine wesentliche Voraussetzung...". Professor Tria sieht darin keine Drohung: niemand werde gezwungen, Häfen zu verkaufen. In Bezug auf den im Herbst stattfindenden Kongress der Kommunistischen Partei erklärte Professor Huang Yiping, er wisse nicht, ob Präsident Xi Jinping für ein drittes Mandat kandidieren werde. Sicherlich spiele jedoch der Kongress eine wichtige Rolle bei der Festlegung der Strategien für eine wirtschaftliche Erholung.