Venerdì, 23 Maggio 2025 - 15:25 Comunicato 1313

Inmitten globaler Unsicherheit diskutieren führende europäische Stimmen in Trient über strategische Zukunftsfragen, gemeinsame Verteidigung und die Rolle der deutsch-französischen Partnerschaft – ein Höhepunkt der 20. Ausgabe des Trienter Wirtschaftsfestivals.
Europa am Scheideweg: Frankreich und Deutschland im Dialog

Wie man zu mehr Europa kommt – so das zentrale Thema der Veranstaltung, die in der Philharmonie von Trient im Rahmen der 20. Ausgabe des Trienter Wirtschaftsfestivals stattfand. Mit Sylvie Goulard, einer führenden Stimme der Europapolitik und Vorsitzende des deutsch-französischen Instituts, Paolo Magri, Experte für Außenpolitik und Professor an der Universität Bocconi, sowie Armando Varricchio, dem ehemaligen Botschafter in den USA und Deutschland.
L’ora della verità: Francia e Germania Nella foto: Armando Varricchio, Sylvie Goulard, Paolo Magri [ Alessandro Eccel - Archivio Ufficio Stampa PAT]

Die Veranstaltung begann mit einem historisch-politischen Überblick Frankreichs von Sylvie Goulard. Sie erklärte: „Unsere Länder haben sich aus tiefgreifenden Gründen dazu entschieden, nicht alleine weiterzugehen. Ich glaube, dass Präsident Macron die richtige Intuition hatte, aber die Herausforderung besteht darin, alle davon zu überzeugen,einen gemeinsamen Weg zu finden. Wir dürfen die Länder nicht isoliert betrachten, sondern müssen gemeinsam in die Zukunft blicken”.

Für “Mehr Europa” steht auch Armando Varricchio, der die Lage in Deutschland schilderte. „Deutschland ist ein Land, das jahrzehntelang eine klare Richtung hatte“, unterstrich er. „Jetzt hat es erkannt, dass es sich selbst verändern muss. Es gibt ein großes Reformpaket, das Investitionen benötigt, um den Sozialstaat erhalten zu können. Leider befindet sich Deutschland derzeit in einer Phase der Stagnation. Die Herausforderungen sind viele”.

Von der Bestandsaufnahme zur aktuellen Lage ging die Diskussion über zum Thema Verteidigung, das für ganz Europa immer zentraler wird. Sylvie Goulard betonte, dass Verteidigung modern gedacht werden müsse, nicht nur im traditionellen Sinne. „Man muss aufpassen, denn Verteidigung bedeutet heute etwas anderes. Wir befinden uns bereits in einem Zustand hybriden Krieges, wir tragen Desinformation in unseren Hosentaschen“, sagte sie mit Blick auf die sozialen Netzwerke. Angesichts dieser Situation müsse man erkennen, ob der Wille vorhanden sei, gemeinsam denselben Weg zu gehen.

Zur Lage in Gaza: Hier könne der Expertin zufolge die Beziehung und das Gleichgewicht zwischen Frankreich und Deutschland einen Beitrag leisten. Aus historischen Gründen habe Deutschland eine klare Haltung: Israel nicht zu kritisieren. Das dürfe jedoch nicht bedeuten, das Völkerrecht zu ignorieren. „Ich persönlich bin dafür, den Staat Palästina anzuerkennen, um zu zeigen, dass wir bereit sind, hinter dem Volk zu stehen, das in diesem Moment angegriffen wird“, sagte sie. Armando Varricchio erinnerte an die Kluft zwischen Politik und Bevölkerung: „Die größten Demonstrationen gegen das, was in Gaza geschieht, gab es gerade in Deutschland. Wenn man von diesem Land spricht, tendiert man dazu, das Land als Monolith zu sehen, aber so ist es nicht“, erinnerte er. Und er fügte hinzu: „Deutschland hat beschlossen, 5 % des BIP in die Verteidigung zu investieren, um so zum Rückgrat der europäischen Streitkräfte zu werden. Nur wenn wir sicher sind, sind wir frei. Und das können wir nur gemeinsam sein, denn niemand rettet sich im Alleingang“.

(nb)


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